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Ein Blog mit kritischen Texten zum digitalen und polierten Zeitgeist des 21. Jahrhunderts, zum persönlichen Leben im 20. Jahrhundert als Aspekt der privaten Individualität und Denkanregungen dazu, warum auch sogenannte "alte", analoge und imperfekte Dinge ihren Reiz haben. Warnung: das Blog kann blasphemischen Mangel an Respekt für die überlegene "Großartigkeit" der Moderne enthalten. RSS-Feed: http://www.simpleblog.org/rss.php?u=Bruchbach |
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Was mir dieses Wochenende bei einigen selbstreflektiven Gedanken mal
wieder auffiel: irgendwie habe ich mit Webforen kein
Glück. Selbst, wenn das Thema des Forums mit meinen Interessen generell
auf einer Linie liegt, und selbst
wenn ich versuche, höflich und durchdacht zu schreiben, ist trotzdem
immer sehr schnell ein Punkt erreicht, an dem die Irritation der anderen
Forenleute
über mich derart zunimmt, daß es ganze Threads negativ beeinflußt. Aber
liegt
das nun hauptsächlich an mir und meiner verbohrten und
selbstdarstellerischen Ideologie mit geringen social skills, oder an
einem allgemeinen Klima in der
modernen Fortschrittsgesellschaft? Aktuelles Beispiel ist nach wie vor das Forum64. Und ein seltsames Phänomen, das meine Motivation betrifft. Wenn ich mir da manche alte C64-Zeitschrift wie den CF oder den Brotkasten Live ansehe, dann denke ich mir immer wieder, wie gerne ich dort aktiver mitgeschrieben hätte. Das liegt auch an all dem rebellischen Anti-PC-Geist und dem Widerstand gegen das Wintel-Imperium, der dort immer wieder zelebriert wurde. Man hat einfach darauf beharrt, daß man mit einem C64 in Originalausstattung alles erreichen konnte - sei es CAD oder DTP oder Pixelkunst oder was auch immer. Wer braucht schon PCs? Dabei gab es natürlich etliche Leute mit ideologischen Superscener-Scheuklappen, die auch einem gewissen Fanatismus zur Selbstdarstellung verfallen waren. Aber die rauen Ecken und Kanten waren vorhanden, und das gab auch immer wieder Feuer unter die "weltanschaulichen" Diskussionen intern oder mit anderen Anwendern. Ich mag meinen C64 sehr gerne. Ich arbeite und spiele öfter damit. Und mir fallen auch manche Fragen und Ideen dazu ein. Wenn ich aber in das Forum64 gucke, dann finde ich irgendwie keinen einzigen Thread zum C64, an dem ich mich informativ oder mit Motivation beteiligen möchte. Irgendwelche modernen FPGA-Nachbauten und Programmiertools unter HD-Windows? Näh. Mag ich nicht. Viele Threads über Reparaturthemen? Da fällt mir nix zu ein. Mein C64 läuft seit 25 Jahren mit aller originalen Peripherie problemlos, da gab es nie was zu reparieren. Threads mit Downloadlinks zu Programmierprojekten? Kann ich auch nix dazu bieten, weil meine Arbeiten halt auf 5,25"-Diskette in einer Diskettenbox oder Schuhkarton stehen, und nicht PC-kompatibel online. Filme auf youtube zu C64-Games oder anderen luschtigen Sachen kenne ich auch keine. Themen wie "C64 vs PC", die einst die raue Kante ausgemacht haben, würden vermutlich mit dem Hinweis auf viel zu ernste Ideologie im Spaßhobby bedacht. Wie steht doch als Untertitel so schön in der PC-Rubrik des Forums: "Ohne geht es nicht..." Langer Rede wenig Sinn: zu C64-Themen kann ich im Forum wenig beitragen. Weil ich mich aber trotzdem einbringen möchte, muß ich halt auf Themen warten, die sich um meinen (engen) PC-Horizont drehen. So wie dieses hier z.B.: https://www.forum64.de/index.php?thread/68774-ist-windows-angemessen-proportioniert/ Dazu war es einfach zu einladend, zu erklären, daß für mich persönlich das letzte wohlproportionierte Windows im Jahr 1993 erschienen ist. Warum ich das denke, steht im Thread. Natürlich gab es durchdachten Widerspruch, mit dem Hinweis auf moderne Digitalkameras und Bildbearbeitung mit RAW-Formaten und großen Datenmengen, die kein 16-Bit-Betriebssystem verarbeiten könnte. Das ist sicher richtig und auch ein gutes Argument. Würde ich solche Daten wirklich benötigen, hätte ich ein Problem. Okay, das Problem würde sich gar nicht stellen, weil ich derlei Daten von USB-Kram, Kärtchen oder Sticks mangels physischer Schnittstelle gar nicht auf den Rechner bringen würde ;-). Im selben Atemzug mit dem korrekten Argument kam aber auch gleich wieder eine inkorrekte Meinung, nämlich die Aussage, daß man mit Windows 3.11 halt bei Input und Output auf die Art von Daten eingeschränkt wäre, die es schon vor knapp 25 Jahren gab. Das stimmt so nicht.
Was mir zu dem ganzen Argument mit der Bildbearbeitung in jedem Fall noch einfiel, war ein ganz kurzer Absatz mit meiner persönlichen Meinung, daß ich kein Freund von übermäßiger Bildbearbeitung bin, wenn dadurch eine digitale Fiktion erzeugt wird (z.B. durch Lichtstimmungsänderung, Retusche etc.). Ein Bild sollte die Natur wiedergeben, auch wenn diese Imperfektionen hat. Hatte mit dem Thema nichts zu tun, war nur meine Meinung. Und weil ich das so sehe, habe ich keinen Bedarf an digitalen Schnittstellen und dicken RAW-Formaten. Nur leider hat diese Aussage mal wieder die Büchse der Pandora geöffnet. Plötzlich hieß es wieder, ich würde Bildbearbeitung (und die Moderne an sich) "verteufeln", das
Ganze
mit der unterschwelligen Aussage, daß dies nur aus ideologischer
Verbohrtheit und vielleicht sogar aus Neid
darüber geschieht, weil meine uralten Rechner und/oder Windows sowas gar
nicht können. Dabei hatte ich nie irgendwas von verteufeln oder
sonstwas gesagt, sondern nur kurz
darüber sinniert, daß man manch übertriebener Bearbeitung gegenüber
kritisch sein sollte. Das Resultat
war jedenfalls, daß der Thread in eine völlig andere Richtung lief, und
das Thema des Threadstarters
verloren ging. Schade, und nicht meine Absicht. Ach ja,
natürlich kam irgendwann zum wiederholten Mal die alte Frage, wie ich
mich denn
für die Inkonsequenz rechtfertigen kann, daß ich 1996 einen Rechner NEU
gekauft habe. Das habe ich jetzt glaube ich schon dreimal beantwortet. Und irgendwie macht das keinen Spaß. Hätte man Mitte der 90er in einem Heft geschrieben, daß man diesem oder jenem Nischencomputer treu bleibt, und/oder auch in Zukunft kein Umsteigen und Aufrüsten vor hat, hätte es zumindest von einer bestimmten Gruppe eventuell Lob und Interesse gegeben. Macht man sowas aber im Jahr 2016 in einem Webforum, heißt die Antwort oft Irritation. Und das ist natürlich eine generelle Forensache. Nehmen wir mal hypothetisch
an, ich würde mich in
irgendeinem Forum anmelden, weil mich das Thema anspricht, und weil ich
genug Wissen dazu habe. Nehmen wir weiter an, ich
würde für einen guten Start gleich mal einen 2-Seiten-Text mit durchaus
interessanten Infos und
Fragen schreiben, der zu einem informativen Thread führen könnte. Ach
ja,
irgendwo im Text würde ich in einem Nebensatz erwähnen, daß ich mir
jetzt einen guten Film auf VHS anschaue, weil ich keinen DVD-Player
besitze. Bam. Und die restlichen 2 Seiten des Themas würden irrelevant werden. Man könnte dann quasi auf die Uhr schauen, bis der erste Antwortschreiber genau diesen Nebensatz zitieren, und dazu sinngemäß schreiben würde: "Häh? Augenkrebs oder was? Erklär das mal..." Und würde ich das tun, dann würden sich knapp 90% des restlichen Threads wohl nur um ein Thema drehen, daß mit dem ursprünglichen Anliegen gar nichts mehr zu tun hat. Guckt euch mal den an, der ist total veraltet. Wie kann man das nur verstehen? Wie kann man das nur ertragen? Wie kann man das nur rechtfertigen? Übertreibe ich mal wieder, oder beschreibt das die aktuelle Situation? Falls ja, wo ist eine Durchdringung mit einseitiger Ideologie dann ausgeprägter - bei mir oder bei der Welt? Ganz nebenbei noch eine andere Erfahrung mit dem modernen Internet: wie
der Mangel an Feedback zeigt, ist das Blog doch eher der falsche Ort für
mein
Romanprojekt mit der Selene-Story. Ich habe auch etwas
weitergeschrieben, aber online ist aktuell nur die "alte"
62-Seiten-Fassung, weil die andere
Arbeitsfassung zu große Handlungssprünge hat. Was eigentlich schade ist,
weil ein richtig
guter Dialog in der neuen Fassung drin ist. Mal sehen. Wie auch immer, ich hatte jetzt auch mal versucht, die Story auf einer Seite für Fanfiktion zu präsentieren. Da gab es tagelang keinen einzigen Kommentar, und als dann endlich ein einsamer Einzeiler kam, wies mich dieser darauf hin, daß die Story unter "Freie Arbeiten" doch falsch wäre, weil es ja eine Star-Trek-Fanfiktion ist. Autsch. Kann ich bitte mein Internet von 1996 zurück haben? | ||
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Hey Chris,
vielleicht ist eine Fanfiction - Seite auch der falsche Ort? Hast du mal überlegt stattdessen lieber Seiten für Geschichten zu nutzen? :) Beispielsweise http://www.leselupe.de? Dort dürftest du eher konstruktives Feedback erwarten, da jeder vorm ersten Posten einen Bewerbungsbeitrag einreichen muss. | |||
Geschrieben von Anonymous |
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Den Beweis, dass dein PC von '96 mehr kann, als nur Dateien aus der damaligen Zeit abzuspielen, hast du in deinem nächsten Blogeintrag zu QuickView sehr schön unter Beweis gestellt. Bei sowas müsste den ungläubigen Forennutzern doch die Kinnlade runterfallen, wenn einer mit seinem DOS-PC ein neues MP4-Video abspielt.
Gratuliere übrigens zum Projekt "Selene". Sowas sollten jugendliche Schüler in der Schule lesen, um den Spaß am Leben nicht zu vergessen. Wär schade, wenn die Barriere des Internets dir die Meinung vermittelt, dass da kein Interesse an der Geschichte wäre. Vielleicht ist noch die Frage wichtig, ob jeder neu geschriebene Absatz seitens der Leser zu kommentieren ist? Ich würde dich am Liebsten einfach schreiben lassen, schließlich ist bis jetzt etwas sehr Interessantes dabei herausgekommen. < Bird > | |||
Geschrieben von Anonymous |
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